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Faszination Bienen – Dorothea Axtmann ist Imkerin aus Leidenschaft
Im Juli findet bundesweit immer der „Tag der deutschen Imkerei“ statt. Zahlreiche Institutionen beteiligen sich an dem Aktionstag. Imkervereine und regionale Imker informieren über die Bedeutung der wichtigen Nutztiere sowie über ihre Leistung für ihr Umfeld.
Imkerin und Diplom-Biologin Dorothea Axtmann aus Wachtberg-Niederbachem, Vorstandsmitglied des Vereins zum Schutz der Wild- und Honigbienen Voreifel, beantwortet uns anlässlich des bevorstehenden diesjährigen Aktionstages vorab schon mal ein paar Fragen rund um die gut organisierten Tierchen.
Frau Axtmann, warum sind Bienen für den Menschen so wichtig?
Wegen ihrer Bestäubungsleistung. Weniger Bienen bedeuten weniger und qualitativ minderwertigere Früchte. Deshalb sorgen viele Landwirte dafür, dass es auf ihren Obstplantagen eine Vielzahl an Bienen gibt. Landwirte bezahlen Imker sogar dafür, dass diese ihre Bienenstöcke auf Obstplantagen und Rapsfeldern aufstellen, weil auf diese Weise der Ertrag der Landwirte gesteigert wird.
Wie viele Völker befinden sich derzeit in Ihrer Obhut?
Aktuell besitze ich 24 Bienenvölker. Untergebracht sind sie in einer Kleingarten-Anlage in Bonn-Mehlem, auf einer Streuobstwiese eines Biohofes in Niederbachem und im Garten des Bundesamtes für Naturschutz Bonn, wo ich auch arbeite.
Wie sind Sie zu Ihrer Leidenschaft gekommen?
Ich habe meine Diplomarbeit am Bonner Bieneninstitut in Melbweg geschrieben. Mit der Bienenhaltung habe ich erst viel später begonnen, nachdem ich ein paar interessante Gespräche mit einem Imkerverein geführt hatte.
Was fasziniert Sie so an den kleinen Tieren?
Es gibt viele Dinge, die mich schon immer fasziniert haben. Das Summen, der Duft eines Bienenstocks, die Selbstorganisation eines Bienenvolkes: Eine einzige Königin regiert zusammen mit ihren 40.000 „Mitarbeiterinnen“, die im Sommer nur wenige Wochen leben, in Harmonie. Trotz der kontinuierlichen Fluktuation innerhalb ihres Volkes, dem ständigen Wechsel ihrer Mitarbeiter, funktioniert das alles wunderbar. Davon könnte sich eine Firma oder Behörde mal eine Scheibe abschneiden!
Man hört und liest immer häufiger vom massenhaften Bienensterben. Was sind aus Ihrer Sicht die Gründe?
Studien kommen zu dem Ergebnis, dass die Varroa-Milbe, ein Parasit, einer der wichtigsten Gründe für das Massensterben ist. Die Milben ernähren sich vom Blut der Bienen. Über Bisswunden können krank machende Viren in die Insekten eindringen. Die Milben pflanzen sich auf der Brut der Bienen fort, was dazu führt, dass die Bienenbrut schon beim Schlüpfen geschwächt ist. Ursprünglich gelangten die Milben mit importierten Bienen nach Europa. Andere Faktoren, die aus Sicht von Wissenschaftlern eine Rolle spielen können, sind der vermehrte Einsatz von Insektiziden, monotone Agrarlandschaften und der Klimawandel.
Was kann ich als „Normalverbraucher“ tun, um Bienen zu schützen?
Es gibt einiges, was man machen kann. Wer grundsätzlich auf den Einsatz von Pestiziden im Garten sowie auf die Nutzung von Insektensprays verzichtet, tut Bienen schon etwas Gutes. Richtig „gemütlich“ wird es für Bienen, wenn ich ihnen Nisthilfen und Nahrungspflanzen anbiete. Auch über „wilde Ecken“ und offene, brach liegende Bereiche im Garten freuen sich die kleinen Tiere. Denn sehr viele Wildbienen nisten im Boden.
Für immer mehr Menschen wird das Imkern zur Leidenschaft bzw. zum Hobby. Kann jeder Imker werden?
Grundsätzlich ja. Jedoch sollte jedem, der sich dazu entscheidet, bewusst sein, dass er Verantwortung für sehr viele Tiere übernimmt. Das muss gelernt sein! Zum Glück werden in Deutschland zahlreiche Imker-Kurse angeboten, in denen die wichtigsten Inhalte vermittelt werden. Fortbildungen werden beispielsweise von den Bieneninstituten der Länder angeboten. Sie werden von der EU und den Imkerverbänden subventioniert. Darüber hinaus bieten auch lokale Imkervereine Nachwuchs-Imkern Unterstützung bei der Ausbildung und praktischen Arbeit, bei der Suche nach Bienenvölkern, guten Standorten und vielem mehr.
Muss ich einen Garten haben, um mir ein Bienenvolk zuzulegen oder reicht ein Balkon aus?
Bienenstöcke im eigenen Garten aufzustellen ist eine schöne Sache. So kann man die Bienen gut bei ihrer Arbeit beobachten. Vom Balkon als Stellplatz würde ich eher abraten, da es hier schnell zu Problemen mit Nachbarn kommen kann und der Platz für die Arbeiten am Stock sehr begrenzt ist. Falls man selbst keinen Garten hat, sollte man sich ein nahegelegenes Grundstück suchen, beispielsweise eine Streuobstwiese oder ein Waldstück, und den Eigentümer um sein Einverständnis bitten, Bienenstöcke auf seinem Grundstück halten zu können. Auch bei lokalen Unternehmen und der Gemeinde lohnt es sich zu fragen.
Gibt es rechtliche Bestimmungen, die ich beachten muss?
Grundsätzlich müssen alle Bienenvölker beim zuständigen Kreisveterinäramt sowie bei der Tierseuchenkasse angemeldet werden. Befinde ich mich in einem Mietverhältnis, muss ich meinen Vermieter vor der Aufstellung von Bienenstöcken um Erlaubnis bitten.
Wie viele Bienenvölker braucht man, um ein Glas Honig zu produzieren?
Betrachten wir es andersherum: ein produktives Bienenvolk, das in Harmonie lebt, kann zweimal pro Jahr 15 bis 20 Kilogramm Honig produzieren (Frühjahrs- und Sommerhonig). Handelsübliche Gläser fassen meist 500 Gramm. Somit „schenkt“ ein Volk seinem Imker 80 Gläser im Jahr.
Ist Honig aus eigener Herstellung besser als gekaufter Honig?
Mein Honig schmeckt mir persönlich natürlich am allerbesten. Honig aus dem Supermarkt wird nicht immer richtig – das heißt, kühl und dunkel – gelagert. Nur dann behält er langfristig seine Qualität. Wer Honig aus der Region kauft, fördert die lokale Imkerei. Von Imkern aus der Nähe erfährt man zudem viel Wissenswertes über Honigbienen und wie sie in der eigenen Umgebung zurechtkommen. Auf diese Weise bekommen Verbraucher einen anderen Bezug zu diesem ohnehin hochwertigen Lebensmittel.
Vielen Dank für das Gespräch, Frau Axtmann!
Bildrechte: Dorothea Axtmann